Zukunftschancen im ländlichen Raum der Modellregion Oberlausitz-Niederschlesien – Aufbau eines regionsweiten Netzwerkes und strategischer Grundlagen für den ländlichen Raum

Maßnahmen zur Sicherung der Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren in der Modellregion Oberlausitz-Niederschlesien

Wie sich im Verlauf der Netzwerktreffen und Gespräche herausstellte, treten vielerorts bereits die Probleme des fehlenden Nachwuchses und der unzureichenden Tageseinsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehren auf. In der Diskussion ergaben sich vier zu betrachtende Aspekte: die Zukunft der Freiwilligen Feuerwehr im ländlichen Raum, der Bedarf und die Standortdichte der Freiwilligen Feuerwehren, die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr sowie die Motivation für dieses Ehrenamt.

Das derzeitige System der Freiwilligen Feuerwehren mit hauptsächlich ehrenamtlichen Kräften stellt aus Sicht der Kommunen auch zukünftig die finanzierbare Lösung dar. Andere Varianten, wie Berufsfeuerwehr oder Privatisierung, sind für die Kommunen im Allgemeinen nicht bezahlbar. Es ist jedoch sinnvoll, einzelne Posten, z. B. den Gemeindewehrleiter, mit hauptamtlichen Kräften zu sichern. Neu zu besetzende Arbeitsplätze beim Bauhof, in der Verwaltung sowie in kommunalen Eigenbetrieben eignen sich ebenfalls dafür. Eine rechtliche Handhabe, um vorzugsweise Feuerwehrmitglieder einzustellen, sollte den Kommunen daher gegeben werden. Die Einführung einer Pflichtfeuerwehr ist gesetzlich möglich, doch wird mehrheitlich die Auffassung vertreten, dass sich der Zwangscharakter eher negativ auf die Beteiligungsbereitschaft an Diensten und Übungen auswirken würde. Der Großteil der Kräfte wird somit weiterhin ehrenamtlich tätig sein. Es ist zu überlegen wie das auf dem Ehrenamt basierende System erhalten und attraktiv gestaltet werden kann, um auch in Zukunft die Aufgabenerfüllung des flächendeckenden Brandschutzes über ehrenamtliche Kräfte zu sichern.

In den letzten Jahren führte der Mitgliedermangel bereits zu Schließungen oder Zusammenlegungen von Feuerwehrstandorten. Eine weitere Reduzierung der Standorte würde zwar eine Kostenersparnis für die Kommunen darstellen, gleichzeitig aber die Erreichbarkeiten im Brandfall verschlechtern sowie das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung mindern. Ein erster Schritt sollte daher eine intensivere Kooperation der Wehren untereinander sein, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl in einer Region zu schaffen. Ein Vorschlag, den das Netzwerk dazu unterbreitet, betrifft die Etablierung einer überörtlichen Ebene, hinter der die einzelnen Gemeinden etwas zurücktreten und der gemeindeübergreifende Zusammenhang als Region in den Vordergrund tritt. Als Grundlage dafür können nach einer Überprüfung ihrer Funktionalität und ihrer Zusammengehörigkeit die Inspektionsbereiche der Kreisbrandmeister dienen. Gerade bei der Erstellung der Brandschutzbedarfspläne ist gemeindeübergreifendes Denken nötig. Ein Ergebnis des Projektes kann der Versuch sein, modellhaft einen Brandschutzbedarfsplan für einen Inspektionsbereich aufzustellen bzw. dessen Aufstellung anzuregen.

Im Bereich der Jugendarbeit der Feuerwehr bietet sich ebenso eine intensivere Zusammenarbeit auf überörtlicher Ebene an. Das frühzeitige Schaffen eines Bewusstseins für den weiteren Raum erhöht das Gemeinschaftsgefühl und erleichtert die zukünftige Zusammenarbeit.

Bezüglich der Standortverteilung wurden verschiedene Varianten diskutiert:

  • Die Optimierung der Standorte anhand der Erreichbarkeiten würde ggf. zu Schließungen oder zur Etablierung neuer Standorte führen. Die Reaktionen der Kameraden auf solch eine Vorgehensweise sind jedoch nicht absehbar.
  • Eine Grundsicherung könnte über die Einrichtung von Schwerpunktfeuerwehren in zentralen Lagen hergestellt werden. Freiwillige Einsatzkräfte würden die hauptamtlichen Feuerwehrleute direkt vor Ort unterstützen. So wäre die Einsatzbereitschaft im ländlichen Raum auch am Tage abgesichert.
  • Eine Verbundlösung, bei welcher über eine Kooperation mehrere Gemeinden zusammen den Brandschutz sichern, ist ebenfalls besprochen worden. Die Kosten müssten gemeinsam getragen werden.

Sobald von hauptamtlichen Kräften die Rede ist, muss auch der Aspekt der Finanzierung angesprochen werden. Einzelne ländliche Kommunen können diese Ausgaben allein nicht schultern. So ist im Netzwerk, neben dem Kooperationsmodell, der Gedanke der Wiedereinführung der Feuerwehrabgabe unter Berücksichtigung der Gleichbehandlung von Mann und Frau, aufgegriffen worden. Es wäre zu prüfen, ob eine derartige Abgabe gesetzlich möglich und durchsetzbar ist.

Hinsichtlich der Aufgaben für die freiwilligen Feuerwehrfrauen und -männer zeigt sich, dass die Anforderungen an die ehrenamtlichen Kräfte steigen. Vermehrt steht nicht die Bekämpfung von Bränden im Vordergrund, sondern der Einsatz bei technischen Hilfeleistungen, wie Verkehrsunfällen oder Schadensereignissen durch Wetterextreme. Bei all der Komplexität der Aufgaben ist darauf zu achten, dass die Anforderungen an die Feuerwehrleute nicht ausufern. Es ist zu überprüfen, ob einige der Aufträge – Beseitigung von Ölspuren, Türnotöffnungen etc. - stärker durch private Unternehmen abgedeckt werden können. Innerhalb der Gemeinden übernimmt die Feuerwehr eine tragende Rolle bei der Gestaltung des Gemeindelebens. Dieser Einsatz ist nicht wegzudenken. Doch muss überlegt werden, ob die gemeinschaftsbildenden Tätigkeiten nicht in einem Verein gebündelt werden können, so dass bei der Freiwilligen Feuerwehr eine Konzentration auf die Pflichtaufgaben im Vordergrund steht. Die Grundvoraussetzung für den Erhalt dieses Ehrenamtes ist die Motivation des Einzelnen. Mit veränderten Ansprüchen in der Arbeitswelt und einem neuen Freizeitverhalten, wird es schwieriger die Menschen langfristig zu binden. Die einzelnen Wehren sind gefragt, sich noch intensiver um neue Mitglieder bzw. den Nachwuchs zu kümmern. Maßnahmen, wie gezielte Werbekampagnen, direktes Ansprechen potentieller neuer Mitglieder, Nachwuchs fördern sowie über zusätzliche Aktionen Begeisterung bei den Kindern schüren, sind zukünftig von besonderer Bedeutung für den Erhalt der Freiwilligen Feuerwehren.

Verwaltungen und Unternehmen müssen ihre Freiwilligen Feuerwehren im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen. Sei es bei der Durchführung von Werbungsaktionen und Feuerwehrfesten oder auch dem Freistellen von Feuerwehrmitgliedern zum Einsatz. Die Vereinfachung der organisatorischen Aufgaben für die Führungskräfte kann ebenso zur Motivierung beitragen. Entscheidend ist des Weiteren eine gute Ausbildung. Hier gilt es die externen Kurse zu akzeptablen Zeiten durchzuführen sowie ein adäquates Angebot für die Ausbildung der Führungsposten und der Spezialisten bereitzustellen.

Ein letzter Aspekt, welcher sich nicht explizit auf die Institution „Freiwillige Feuerwehr“ bezieht, soll an dieser Stelle noch erwähnt werden: die Schaffung von mehr Sicherheit durch die Erhöhung von Präventionsmaßnahmen. Die Sicherheit in den Wohnungen und Häusern lässt sich mit einfachen Mitteln wie Rauchmeldern und Feuerlöschern erhöhen, und sollten vor allem im ländlichen Raum in jedem Haushalt vorhanden sein. Die Brandschutz- und Sicherheitserziehung in Schulen bietet sich an, um den Kindern früh einen verantwortungsbewussten Umgang mit gefährlichen Stoffen und Gefahrenquellen sowie richtiges Handeln in Notsituationen beizubringen. In Arbeitsgemeinschaften bspw. im Rahmen der Ganztagsangebote wird nötiges Wissen spielerisch und unterhaltend vermittelt. Diese Angebote gilt es zu intensivieren, da sie auch eine Quelle für den Nachwuchs darstellen.